Ormocar Kabine auf Daily

  • Liebe Womo Gemeinde,
    nun wird es wirklich Zeit, dass ich mich, bzw. mein Projekt auch mal vorstelle. Nach vielen Jahren des europaweiten Reisens im Zelt, habe ich mir 1978 mein erstes Wohnmobil gekauft. Es war ein IVECO Daily Kastenwagen kurz und ohne Hochdach, wegen damals vieler Sportgräte auf dem Dach. Nach 230.000km kündigte sich 1992 unsere Tochter an und somit war klar, dass der kleine Kasten nicht mehr ausreicht. Da wir auch immer im Winter in den Alpen unterwegs sind, waren uns auch die Nachteile eines Blechkastens im Winter bestens bekannt. Somit musste das nächste Womo wirklich wintertauglich sein.
    Die Wahl fiel, wegen guter Erfahrungen, auf ein Daily 35C12 Fahrgestell. Nach eigenem Hilfsrahmen baute Ormocar eine Leerkabine auf mit 50mm Wandstärke auf. Es ist eine Kabine mit kurzem Alkoven, für die Tochter und einem genialen (sorry für das Eigenlob), per Kurbeltreib absenkbarem Heckbett, über der Rundsitzgruppe. Das ist sehr praktisch und spart enorm Platz, wodurch die Gesamtlänge auf 6m kam. Der Ausbau erfolgte in massiv Fichte mit ebensolchem Sperrholz für die Füllungen von Türen und Klappen. Weiterhin habe ich schon damals eine Primus Warmwasserheizung eingebaut. Das Womo ist bis heute, nach 25 Jahren und 360.000km, bestens im Schuss und immer noch im Bestand, da inzwischen mit einigen technischen Updates an die gleichaltrige Tochter übergegangen.
    Wir waren uns einig auch in Zukunft unsere Freizeit zwar nicht ausschließlich aber vorwiegend mit dem Womo zu verbringen. Somit reifte schon seit mehreren Jahren ein Konzept für einen Neubau. Ziel war ein Mobil für zwei (plus 2 zur Not) mit gehobenem Komfort. Bleiben sollte die gemütliche Rundsitzgruppe im Heck mit Garage darunter, neu das Mittelbad und der Alkoven für zwei. Dazu zwei große Kleiderschränke und viel Stauraum unterflur, sowie die Bedingung, zum Führerhaus hin absolut dicht und gedämmt zu sein, mit hochwertiger Durchgangstür. Dass das mit 3,5t nichts wird war klar, somit kristallisierten sich 7m Länge und die 5t Klasse heraus. Ende 2014 bestellte ich dann ein Daily 50C21P Fahrgestell, also mit Vollluftfeder an der Hinterachse. Dazu noch einige hübsche Extras wie die zuschaltbare Differenzialsperre, Webasto Zusatzheizung, Klimaautomatik, verstärkte Lima, Schwingsitze, etc. Ich habe damals die Wahl gehabt einen E5+ oder E6 Motor zu bestellen und hab mich absichtlich für E5+ entschieden. Grund war AdBlue mit zusätzlichem 25L Tank, die höhere Komplexität und höhere Empfindlichkeit bei schlechter Dieselqualität von E6 Motoren. Ob ich dies auch heute, vier Jahre später, so entscheiden würde, ist die Frage. Wir wohnen weit genug weg von Umweltzonen und so gehe ich mal davon aus, auch in Zukunft mit überschaubaren Einschränkungen fahren zu können. Schließlich rollt unser E0,0 Womo ja auch noch.
    Anfang Februar 2015 wurde das Fahrgestell geliefert. Nun begann mein erster Part, einen Hilfsrahmen zu schweißen mit Aufnahme der Treppe sowie Halterungen für den Gastank und der Stoßstange zusammen mit der AHK. Das Ganze wurde dann noch ordentlich verzinkt und mit Gummiband dazwischen, auf den Rahmen geschraubt. Damit ging es dann zu Ormocar, wo dann nach einiger Wartezeit die Wunschkabine in 54mm Wandstärke genau nach Maß gefertigt, montiert und mit dem Führerhaus verkleidet wurde. Bei Türen und Klappen habe ich mich für die handgefertigte voll GFK-Variante mit Dreipunktschließung entschieden, lediglich die Durchgangstür wurde mit thermisch entkoppelten Alurahmen gefertigt. Weiterhin habe ich noch drei Unterflurstaukästen in die Bodenplatte einbauen lassen, die von oben zugänglich sind. Zwei links und rechts im Heck, einer rechts vorn. Damit wird sonst ungenutzter Raum unter der Bodenplatte genutzt. Die Kabine hat eine Außenbreite von 2,20m und ist ca. 3,18m hoch, mit den Dachfenstern etwa 3,25m. Die Fahrzeughöhe wir bei Alkoven Kabinen durch die Höhe des Führerhauses und der gewünschten Alkoven Höhe bestimmt. Falls man keine Dachabsenkung hinter dem Alkoven baut, worin ich ohnehin keinen Sinn sehe, dann bleibt reichlich Bauraum erhalten. Ich habe den Hilfsrahmen möglichst flach gehalten und somit blieben bei 2m Wohnkabinenhöhe noch 42cm für den Zwischenboden übrig. Das reicht dann, zumindest mir, um auch reinzukriechen damit die verborgene Technik erreicht werden kann.
    Beim Ausbau wurde zunächst das Holz der Bodenplatte dick lackiert, um Eindringen von Feuchtigkeit vorzubeugen. Dann begann die erstaunlich beschwerliche Phase die Zwischenbodenkonstruktion und die Anordnung der Technikkomponenten festzulegen. Hier tat ich mich recht schwer, da klar ist, dass sobald der Zwischenboden mit Bodenplatten verschlossen wird, wesentliche Konstruktionen unumkehrbar verschlossen sind. Schlussendlich ist es gelungen den Zwischenboden mit zwei großen und einer kleineren Platte zu verschließen und der Möbelbau konnte beginnen. Hier war die Bedingung ganz klar wieder Holz. Ich mag nicht in Plastik folierten Möbel leben. Da ich aber gleichzeitig auf Leichtbau achtete, war die Materialsuche nicht einfach. Lediglich bei einem Händler wurde ich fündig ein 12mm Fichte Dreischichtholz in Möbelbauqualität zu bekommen. Daraus entstanden alle Fronten und Türen und die meisten Wände. An einigen Stellen wurde auch 18mm Fichte Leimholz verwendet. Um ein ausdunkeln des Holzes zu vermeiden, wurde es zunächst gelaugt und dann mit Holzöl mit weiß Anteil zu bearbeitet. Parallel zum Möbelbau ging natürlich die Technik Ausrüstung voran. Geheizt wird mit Alde Warmwasserheizung mittels 20 Konvektoren, einem Heizkörper und Wärmetauscher zum Kühlwassersystem des Motors. Mit Kühlwasser wird auch ein zusätzlicher Elgena Boiler beheizt, damit während und nach der Fahrt immer WW zur Verfügung steht. Umschaltung zwischen Alde- und Zusatzboiler mit elektrischem Dreiwegeventil. Ansonsten CR110 Kompressor Kühlschrank, Gasgrill, 2x135L FW, 110L AW, alles mit elektrischen Dreiwegeventilen bedienbar. Das 12V System beinhaltet eine Eigenbau 200AH LiFeYPO4 Batterie mit BMS, 1500W Sinus Wechselrichter, 300W Solar, Ladebooster 45A, Ladegerät 35A, Solar- und Batteriecomputer uvm.
    Sieben Fenster und drei Dachhauben sind verbaut. Ursprünglich wurde Vanglas Echtglasfenster eingesetzt, die sahen zwar schick aus, ich war damit allerdings nicht glücklich, weshalb sie nach knapp einem Jahr wieder gegen S4 Fenster getauscht wurden. Alle anderen Teile und Konstruktionen haben sich in den letzten 2 ½ Jahren und 40.000km bewährt.
    Damit will ich es erst mal bewenden lassen, ihr wisst ja nun auch, warum mein Benutzername womo3 ist.
    Weitere Bilder vom fertigen Womo folgen.

  • Hallo,

    tolle Arbeit!
    Man sieht auf den Bildern nicht genau, ob du Kantenumleimer verwendet hast. Hast du ?

    Dürfte man den Händler efahren, der das 12mm Fichte Dreischichtholz liefern kann ?!?!?! Gerne auch per PM.

  • Liebe Gemeinde,

    hier meine Antworten auf die eingegangenen Fragen:
    Nein, ich habe keinerlei Umleimer verwendet. Die Dreischichtkanten sind nur bei geöffneten Klappen oder Schubladen sichtbar. Bei Wänden werden auch als Verbindung teils recht komplexe Massivholzteile gefertigt. Die beiden Wandteile, die die Sitzgruppe abtrennen, sowie die Böden und Stege von Oberschränken, sind aus 18mm Leimholz.
    Das Dreischichtholz habe ich bei http://holzbotzem.de/dreischichtplatten bezogen, auch wenn die nicht gerade bei mir um die Ecke sind. Zwei Stück 5,05 x 2,05m, die ich mir auf 2,05 x 2m zuschneiden ließ, damit ich sie tranportieren konnte. Habe diese 20,7m2 tatsächlich fast vollständig aufgebraucht.

    Die Vanglas Fenster habe ich gekauft, da sie bündig abschließen und nicht verkratzen. Bei der Nutzung hat sich jedoch herausgestellt, dass sie immer wieder zwischen den Scheiben beschlagen. Im Winter zeigte sich eine erhöhte Kondenswasserbildung und auch, je nach Außentemperatur, vereisen. Daher habe ich mich intensiver damit beschäftigt und kam zu folgenden Feststellungen: Glas hat eine um Faktor vier höhere Würmeleitfähigkeit, als Arcyl. Zudem ist die Acrylglas Innenscheibe erst viel weiter innen aufgeklebt, im Vergleich zu S4, wo dies direkt am Rand erfolgt. Dadurch ist ein recht breiter Rand eben nur einfach verglast. Insgesamt ergibt sich daraus ein schlechterer Dämmwert, bzw. niedrigere Oberflächentemperatur und höhere Kondenswasserbildung. An den ungedämmten Rändern dann auch Eisbildung. Die Tendenz zum Beschlagen zwischen den Scheiben ist auf eine Goretex Membran zurück zu führen, die für einen Druckausgleich sorgen soll, jedoch laut Hersteller Gore für diesen Zweck völlig ungeeignet ist, da sie einen regen Luftaustausch ermöglicht, wodurch die Edelgasfüllung sich mit der Zeit verflüchtigt und Luftfeuchtigkeit zwischen die Scheiben gelangt. Die Firma war immerhin so kulant, mir bei Rückgabe der Fenster 100% der Kaufsumme zurück zu erstatten. Eigentlich schade, hätte die Fenster gerne behalten, wenn sie denn funktioniern würden.

    Ja, Bodenheim hatte ich schon öfters im Blick, hat aber vom Termin her irgendwie bisher nie geklappt. Mal sehen, ob es nächstes Jahr was wird.

  • Auch das gibt es, ist aber das Vorgängermodell.
    Das Bett hängt im hochgezogenen Zustand an vier hochwertigen und gewachsten 6mm Rebschnüren, die über Hochlast Umlekrollen geführt werden, alles vom Segelbedarf. Die Kurbel im Schrank stammt vo Alko. Im abgelassenen Zustan liegt das Bett auf vier Podesten auf, die im 2. und 3. Bild im Hintergund erkenntlich sind. Gefüht wird das Ganze an jeweils zwei Holzschienen links und rechts. Das Bett besteht aus einem handelsüblichen Lattenrost mit entsprechenden Verkleidungen. Die Konstruktion hält so seit 25 Jahren ohne Änderung und Zutun. Auch z.B. sieben Wochen Island konnten dem nichts anhaben.

  • Das finde ich hochinteressant und eine hervorragende Lösung. Chapeau (wie man bei uns in der Nachbarschaft sagt). Das einzige Problem was ich sehe ist evtl. die Aufhängung der Umlenkrollen an der Kabine. Bei Ormocar nicht (da hatte ich auch jahrelang eine), aber ob alle so stabil sind ???
    Auf jeden Fall hast du mich heftig zum Nachdenken gebracht :)
    Welches Fahrzeug ich ausbauen werde ist noch nicht klar, aber zur Debatte steht auch ein Postkoffer. Da die nicht allzuhoch sind müsste man mal sehen. Wegen der Wände: Es sollte ja auch eine in den Möbelbau integrierte Ständerkonstruktion gehen. Das Hubbett würde dann quasi frei stehen (auch ohne Wandbefestigung).
    Mir gefällt die Seillösung jedenfalls beser als die anderen die ich bisher gesehen habe. Vor allem das teilweise Verschwinden im Schrank ist optisch sehr gelungen.

  • Wie klappt das denn so mit dem Betten lüften und dem Hubbett?
    Also wenn man im Frühjahr/Herbst unterwegs ist und drin Frühstücken muss, dann muss ja morgens gleich das Bett unter die Decke, sonst hat man ja keinen Platz zum sitzen!

    Gruß, Holger

  • Super Lösung, das hast du super konstruiert ??????

    Wäre es möglich sich das Bett mal live an zu schauen. Wir kommen aus Köln, sind aber Mobil auch noch ohne Wohnmobil :)

    Liebe Grüße aus Köln
    Guido

    Liebe Grüße
    Guido

  • Also das mit dem Belüften des Bettes haben wir nie als Problem gesehen. Einmal muss man es ja nicht bis zur Decke hochknallen und kann unterschiedlich viel Luft lassen, bei höherem Belüftungsbedarf, kann die Decke ja auch temporär zum Auslüften entnommen werden. Ansonsten funktioniert das genau so, wie inzwischen bei tausenden Serienmobilen mit Hubbett im Frontbereich.

    Besichtigung beider Mobile ist durchaus möglich. Stehen in meiner trockenen Scheune. Du müsstest dich aber gute 300km nach Süden bewegen. Für Koordinaten und Kontaktdaten bitte PN.

  • Hallo Wolfgang

    Kannst du uns noch etwas zu den Gewichten sagen?

    Bei dem Phönix 6500er (mit Gesamtlänge von 695cm)sieht das sehr knapp aus überhaupt mit dem 50er Daily auszukommen.
    Ich habe dort einmal anhand der Einzelgewichte in deren Preisliste einmal ein Fahrzeug zusammengestellt und die Einzelgewichte des Zubehörs dazuaddiert

    Allerdings ist der breiter als euer Fahrzeug.

    Vielen Dank schon mal und
    Bis zum Wochenende

    Gruß
    Gunther

  • Hoi

    Warum im neuen Mobil kein Hubbett mehr? :o

    Grüsse Willy
    _______________________________________________________
    in dubio prosecco ;) mens sana in campari soda ;)

  • @ Gunter

    Bei der Erstzulassung beim TÜV wurden 4000kg gewogen und eingetragen. Das war natürlich ohne jegliche Ein- und Ausrüstung und Tanks nur teilgefüllt. Es zeigt aber, dass mein Leichtbaukonzept durchaus Wirkung zeigt.

    War vor einiger Zeit mal auf einer Waage in der Nähe.
    bei
    - Diesel voll
    - Wasser voll
    - alle Vorräte und standard Ausrüstung
    - Zwei e-Bikes in der Garage
    - zwei Kajaks auf dem Dach
    - und mir

    wurden 4860kg gemessen, somit also noch 340kg Reserve bis zu den 5200kg zG. Darüber hinaus lässt sich das 50er Fahrgestell bis zu 5600kg auflasten für reinen Wohnmobilbetrieb. Ich sehe dafür aber keine Veranlassung.

    Gruß Wolfgang

  • @ Willy

    Das Hubbett hatte ich realisiert, da für unsere Tochter ein kurzer Alkoven gebaut wurde, der somit abgetrennt war von der Hecksitzgruppe und dem abendlichen Geschehen in derselben. Das Hubbett brauchte dann nur abgelassen werden und konnte ohne jegliche Umbauten genutzt werden, sogar dei Gläser konnten auf dem Tisch stehen bleiben.

    Das neue Womo wurde für zwei Personen geplant, mit zwei Reserveplätzen in der Hecksitzgruppe. Diese wurde auch um 20cm höher gelegt, um genügend Raum in der Heckgarage zu bekommen. Zusammen mit einem möglichst hohen Zwischenboden würde sich das dann aber nicht mehr vertragen mit einem Hubbett, das auch nochmal 20cm Höhe unter der Decke benötigt. Zudem wollten wir ohnehin für unser Nachtlager einen ausreichend großen Alkoven haben, der beim Daily Fahrgestell und der Forderung nach Zwischenboden keinen Aufwuchs der Fahrzeughöhe ergibt.

    Gruß Wolfgang

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