Expeditionsmobile gewerblich bauen - Karosseriebauer?

  • Hallo Leute,

    ich habe vielleicht eine etwas ungewöhnliche Frage:

    Mein Expeditionsmobil habe ich mit einen Koffer aus GFK-Sandwichplatten selbst gemacht.
    Der Koffer ist mit einem federgelagerten Rahmen auf dem Fahrgestell (Steyr 12M18) befestigt.

    Vielleicht baue ich mir ein zweites Standbein für meine Schreinerei auf und baue gewerblich Expeditionsmobile.

    Mir ist klar dass das nicht so einfach wird, aber bevor ich in Werbung, Webseite, etc. investiere habe ich bei der Handwerkskammer angerufen.

    Laut Handwerkskammer brauche ich eine "Befähigung" als Karosseriebauer.

    Kann mir jemand bestätigen (natürlich unverbindliche da keine Rechtsberatung im Forum) dass das so ist?

    Vielen Dank!

    Mit freundlichen Grüßen

    Richi

  • Hallo Richis,
    wenn Du einen Handwerksbetrieb gründen oder als Nebenerwerb anmelden willst, kommst Du an der Handwerkskammer nicht vor. Die prüfen vor der Eintragung in die Handwerksrolle die Befähigung und auch technische Ausstattung des betreffenden Betriebs, damit sichergestellt ist, dass Deine Produkte, in Deinem Fall spezielle Fahrzeuge, auch verkehrssicher von Dir gebaut werden können.
    Wenn Du also von Deiner zuständigen Handwerkskammer die o.g. Aussage bekommen hast, kannst Du die maximal bei einem zweiten Handwerkskammer-Mitarbeiter überprüfen lasssen. Meinungen von aussen zählen da nicht.

    Eine gesicherte Antwort auf Deine Frage kann ich Dir nicht geben, jedoch scheint es mir plausibel, dass bei Deinen Produkten die Beherrschung des Handwerks "Karosseriebauer" eine wesentliche Voraussetzung ist. Ich kenne ca. ein Dutzend Kabinen und Expeditions- und Wohnmobil-Hersteller, alle haben mindestens einen Karosseriebauer in Ihren Reihen.

    Man(n) fährt MAN :)

  • Um einen Wohnkoffer aus zu bauen,muss man Karosseriebauer sein ? Das fahrfertige abgenommene Fahrzeug ist doch vorhanden ?
    Du bist Tischler Meister mit eigener Firma,und baust nach Kundenwunsch Wohnmöbel.Ist es für einern Wohnkoffer etwas anderes ?
    Wenn du eingetrage Sitzplätze im Koffer erstellst, das Fahrgestell änderst,anbauten für Reserverad,..... sollte es von einem Konstrukteur /Ingenieur /Karosseriebauer berechnet werden ?

    Leben ,und leben lassen !

  • Hallo Leute,

    vielen Dank für die Antworten.

    Es geht hauptsächlich um die Anfertigung von GFK-Koffern, leer oder ausgebaut.

    Auch wenn ich den Geschäftszweig aufbauen will kann ich leider nicht einfach so einen Karosseriebauer einstellen.
    Als erstes braucht man ja Kunden dafür.

    Mir geht es eigentlich erstmal nur darum dass ich den Markt abchecke und Werbung machen kann.

    Vielleicht reicht es ja wenn ein Karosseriebauer den Koffer "absegnet"?

    Grüße

    Richi

  • Servus Richi,

    der TÜV bzw. die Abnahme wird nicht das Problem sein. Es werden ja auch Aufbauten von Privatpersonen abgenommen.

    Wenn es Probleme gibt, dann von der Gewerbeaufsicht. Also mal im Gewerbeaufsichtsamt nachfragen, die müssten dir eine verbindliche Auskunft geben können.

    Gruß,

    Tom

  • Du begibst Dich in die Gewährleistungsproblematik, die nicht versicherbar ist, soweit es das Produkt selbst betrifft. Ist ne "heiße Nummer", wenn du dabei auf Leute triffst, die die Durchsetzung von auch unberechtigten Ansprüchen zum Hobby haben.... die bedienen sich manchmal raffinierter Anwälte, die sich auf sowas spezialisiert haben....

    Im Übrigen ist die Gewerbeanmeldung mit einem dicken Wust von Papierkram und Forderungen verbunden Das Finanzamt schaut bei solche Gründungen argwöhnisch drauf, ob das ein auf Gewinn ausgerichtetes Unternehmen wird oder ob da Verlustzuweisungen generiert werden sollen, wo das Finanzamt ein Hobby mitfinanzieren darf (Stichwort Wohnmobilvermietung mit nur einem Fahrzeug oder ähnlich). Dann kommt auch noch die örtliche IHK und will Beitrag haben...usw usw...., es ist ein ziemlich hartes Brot und kostet einiges an Freizeit .....und manchmal auch Geld.

    Also wenn Du das nicht auf Dauer als alleinigen Lebensunterhalt ausbauen willst... lass es lieber und wenn Du was für andere baust, machs lieber als "erweiterte Nachbarschaftshilfe"......ohne Garantie, ohne Gewerbe etc......für vielleicht kleines Geld, aber ohne Nebenkosten und umfangreichen Verwaltungskram. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habs mal gemacht mit einem Gewerbe und bin nur mit etwas Geschick und der Hilfe eines befreundeten Fachmanns plus/minus Null nach 2 Jahren rausgekommen......hab da aber viel für arbeiten müssen. Überstunden in meinem eigentlichen Job hätten deutlich mehr gebracht....

    Versteh mich bitte richtig: Ich will Dich nicht abschrecken von Deiner Idee, denn nur, wer was wagt und sich bewegt, kommt DU weiter. Wenn Du es professionell anfangen willst und die Chancen (Marketing und Verdienstspanne) richtig kalkuliert hast, dann wirst Du nach einer Durststrecke am Anfang schon durchkommen und auch Erfolg haben. Ich will nur verhindern, dass Du blauäugig drauf los wurschtelst und kalt von Dingen im Umfeld, mit denen Du nicht gerechnet hast, kaputt gemacht wirst. Also bitte: Sich vorher gut informieren und dann erst loslegen. Leider kann ich Dir dabei nicht mehr helfen, denn in den über 20 Jahren seit meinem Abenteuer hat sich bei Unternehmen so einiges geändert....

  • Zitat von ThomasFF

    ....
    Im Übrigen ist die Gewerbeanmeldung mit einem dicken Wust von Papierkram und Forderungen verbunden.....

    naja, ist eigentlich eine DIN A4 Seite, von den Zulassungen für bestimmte Gewerbe abgesehen...

    Gewährleistung wären wahrscheinlich die üblichen 2 Jahre. Eigenleistung versichern ist immer schwierig, da ist die Betrugsgefahr für die Versicherer groß. Aber ich sehe hier auch kein all zu großes Risiko. Eine Norm für Wohnkabinen gibt´s so weit ich weiß nicht, somit kannst nichts verkehrt machen. Handwerklich muss es natürlich passen, aber dafür gibt´s die normale Gewährleistung.

    Zitat von richis

    Vielleicht reicht es ja wenn ein Karosseriebauer den Koffer "absegnet"?

    Falls es eine Zulassungsbeschränkung für das Gewerbe gibt, wäre eine GbR mit einem Karosseriebauer (oder -meister?) eine Möglichkeit.

  • Hallo Leute,

    vielen Dank für die Tipps.

    Eine zweite Firma möchte ich nicht gründen.
    Die Handwerkskammer prüft jetzt in wie weit ich das mit der Eintragung in die Handwerksrolle als Schreiner machen darf.
    Denn diese Eintragung habe ich ja.

    Das Gewährleistungsproblem habe ich schon auf dem Schirm, aber als erstes muss ich sowieso Kunden gewinnen.

    Mal sehen was die Handwerkskammer sagt.
    Ich halte euch auf dem Laufenden.

    Grüße
    Richi

  • Hallo Richi,
    nein, ist nicht möglich ohne Meistertitel im Karosseriebauer Handwerk. Auch für die Herstellung von Zubehör verlangt zumindest die Handwerkskammer für München und Oberbayern den Nachweis des Meistertitels. Eine Ausnahmebewilligung, Ausübungsberechtigung nach §7a HwO, kann beantragt werden, hat aber nur Erfolg bei besonderer Härte und Nachweis der praktischen und fachtheoretischen Kenntnisse.
    Gruß
    Joe

  • ThomasR: Natürlich ist die eigentliche Anmeldung nur ein Blatt, aber ich meinte das, was danach "dranhängt" bzw zusätzlich auf einen zukommt...siehe die kleine Auswahl im folgenden Absatz in meinem Post oben...

  • Hallo Richi
    Als Selbständiger starten, ich kann nur zumuten um es zu tun!
    Arbeit gibt es genug. Ich kann dich, wenn du gut bist, sogar Kunden von hier aus schicken!
    So viel Bedarf gibt es in der Welt von Ausstatung, günstige Hilfsrahmen mit oder ohne fachlich zusammengestellte Leerkabinen.
    Heute überall bis 2 Jahre Wartezeit, sagt genug.
    Voll ausgebaute Fahrzeuge bauen ist natürlich die Frage ob du mehr wie 1 per Jahr Schaft.
    1 Größeres komplett Fahrzeug geht von 1500 bis 4000 Stunden und ein Jahr hat nur 1800 +/- Stunden. Vielleicht besser 3 halbe Fahrzeuge wie 1 volles pro Jahr …
    Erst wenn du anfängst mit Personal zu arbeiten kann es kritisch werden mit deinem Business Plan.
    Aber in ein 1 Mann Betrieb, mit normalen Intellekt und du leistet deine normale Handarbeit von 50 Stunden der Woche, da kann eigentlich nichts Falsch laufen.
    In wie weit Karosseriebau überhaupt ein Sonderberuf ist weiß ich nicht. Handelskammer und solche Sachen sind glücklicherweise nicht meine Spezialität.
    An Expeditionsmobile gibt es viele Teilen wofür man keine Zeug Schriften braucht.
    Möbel und andere Innenausstattung können in Prinzip durch jeder Selbständige gemacht werden.
    Also Arbeit genügend für Leute die Lust haben. Alles können ist auch gar nicht so einfach.
    Gruesse Campo

    Jetzt Iveco Daily 4x4 7T, vorher TGM 13290 4x4

  • Hoi zäme

    Es gehört jetzt zwar nicht zum eigentlichen Thema. :shock:
    Aber: Ich staune immer wieder über die hohen Hürden für Handwerker in Deutschland. Denn bei uns in der Schweiz gilt grundsätzlich die Gewerbefreiheit. Jeder darf ein Handwerk oder ein Gewerbe ausüben und sich selbständig machen. Dazu braucht es weder eine Bewilligung oder Befähigung, noch einen Eintrag ins Handelsregister. Und eine Handwerkskammer gibt auch keine.
    Schreiner, Karosseriebauer, Schweisser, Psychologen, Architekten, Köche, Unternehmensberater, usw. dürfen sich ohne Bewilligung oder Befähigung selbständig machen und ihre Leistungen am Markt anbieten.
    Einzig im Gesundheits- und Rechtswesen gibt es für einige Berufe eine Melde- oder Zulassungspflicht.

    So gesehen könnte ich mich schon morgen als Karosseriebauer selbständig machen...

    Gruss Pelzer
    .

  • Die Frage ist ja - ob man den Bau der LKB anbieten will, oder die Betreuung.
    Gerade bei der Benutzung von Profiwerkzeugen und unter Anleitung eines 'Profis' würde der Bau der Kabine und der Möbelbau einigen Sicherlich einfacher fallen.
    Vorteil ist auch, dass du z.B. 3 - 5 Kabinen auf einem Hof unter Carports im Sommer bauen lassen könntest. Wie in einer DIY Werkstatt.
    Bei meinen Handwerklichen Ungeschick, würde ich mich z.B. über einen Hinweis freuen, wie man gerade Schnitte mit einer Säge macht und leichte und coole Schränke baut.

  • Erstmal vorweg:

    das Recht seinen Beruf frei auszuüben gibt es auch hier in D...

    Formell darf die HWK / IHK bei einigen wenigen Berufen "mitreden", grundsätzlich darf sich aber jeder in allen Bereichen selbständig machen in denen es keinen Meisterzwang gibt oder sonstige Zulassungsbeschränkungen gibt.

    Der "Karosseriebauer" ist da zwar mit in der Liste der "Meisterberufe" enthalten, wird aber von der Ausnahmeregel für "leichte Tätigkeiten" erfasst.
    D.h. alle Tätigkeiten die man innerhalb von 2 bis 3 Monaten erlernen kann darf jeder ausüben, auch ohne Meister oder Zulassung.
    Ich behaupte mal dass der einfache Zusammenbau von GFK Kabinen darunter fällt, nicht jedoch z.b. die Instandsetzung von Blechteilen am Fahrzeugrahmen...

    lg Thomas

  • Und dann nochwas....

    der Übergang zwischen IHK und HWK ist nicht definiert...

    Wenn du z.B einen Handel mit Leerkabinen anbietest und z.b. ein "Standardprodukt" herstellst dann fällst du i.d.R in den Bereich der IHK, du bist dann Händler und kein Handwerker mehr...

    Die Gewerbeanmeldung als "Handel und Vertrieb von Freizeitfahrzeugen und Teilen" würde in den Bereich der IHK fallen, wenn die Kabinen dann als fertiges Bauteil hergestellt werden bist du nicht mehr im Bereich des Handwerkers sondern des Herstellers...

    * Edit *
    Dann musst du aber dafür sorgen dass du nicht in den Zerzifizierungs- Wahnsinn mit CE und so kommst, also bei Kleinserien bleiben...

    lg Thomas

  • gerade bei der HWK wäre ich sehr vorsichtig.
    obwohl mittlerweile nur noch für sich selbst von wichtigkeit, sind die vollxxxsten (meiner meinung nach) sehr gut finanziell ausgestattet, ausdauernd vor gericht, und mutmaßlich geil drauf existenzen zu zerstören.
    netten gruß,
    jan

  • Hallo Richi,

    Ich finde deine Idee super, und Arbeit/Kunden gibt es wohl mehr als genug!

    in der aktuellen Ausgabe des "ALLRADLER" Juni-Juli-August, steht auf Seite 109 unten rechts eine Werbeanzeige
    eines Kabinenbauers.

    " IN 8 WOCHEN IHRE LEEHRKABINE NACH MASS" (mit Preisbeispiel einer Leerkabine mit 4,7 Metern)
    " ab 34.700 EUR"

    Du bietest sowas auch in 8 Wochen an, mit einem Kampfpreis von 26.900 EUR. :mrgreen:
    Quasi zum Einstieg in den Markt.

    Werbeanzeige im EXPLORER und ALLRADLER schalten! Schön in Farbe!

    Nur mal son ne Idee von mir.

    Grüße aus Übersee

    Stefan

  • Hallo Leute,

    es ist soweit die vorläufige Webseite ist online.

    http://WWW.OVERLANDTRUCKS.DE

    Die Verhandlungen mit Zulieferfirmen sind soweit abgeschlossen.

    Den neuen Geschäftszweig werde ich vorerst bei der Schreinerei mitlaufen lassen.


    Über Anfragen und vielleicht ein bisschen Werbung für uns würde ich mich sehr freuen.

    Grüße

    Richi

  • Dann mal viel Erfolg.

    Kleiner Tipp nach meinen Erfahrungen mit den Mitbewerbern und Zulieferen.
    Gute, proaktive Kundenkommunikation ist das Top Alleinstellungsmerkmal des Jahrzehnts.

    Gruß Ralf

    Gesendet von meinem SM-T585 mit Tapatalk

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